1. Glas oder Plastik: Das ist die bessere Verpackung für nachhaltige Kosmetik!

Glas gilt als umweltfreundlich und leicht wiederverwertbar. Bei Plastik denken viele eher an verschmutzte Meere und Belastungen für die Umwelt. Doch stimmt das wirklich so?

  • Glas ist ein natürliches Material, das gut rezyklierbar ist und sich völlig neutral zum Inhalt verhält. Allerdings ist die Glasherstellung sehr energieintensiv – auch dann noch, wenn Altglas hinzugegeben wird.
  • Plastik ist bruchsicher, schützt den Inhalt von Kosmetikprodukten optimal vor Umwelteinflüssen und hat ein viel geringeres Gewicht, als Glas. Das spart beim Transport CO₂-Emissionen.

Du siehst: Was nachhaltige Kosmetik betrifft, gibt es für (und gegen!) beide Varianten einige Argumente. Sehen wir uns einmal im Detail an, welche Mythen zu Plastik und Glas existieren – und was die beiden Verpackungsmöglichkeiten wirklich für die Umwelt bedeuten.

Frau kauft Kosmetikartikel ein.

Glas oder Plastik – für beides gibt es Argumente, die wir beim Einkaufen berücksichtigen sollten.

2. Glas vs. Plastik: Kennst du diese Mythen & Fakten?

Plastik gilt als DAS Schreckgespenst einer nachhaltigen Lebensweise, Glas dagegen als Paradebeispiel für ressourcenschonende Verpackungen. Aber: Ganz so einfach ist es nicht. Denn gerade eine Kosmetik mit aktiven Wirkstoffen hat besondere Anforderungen an Produktverpackungen.

Überraschend: Selbst der Naturschutzbund Deutschland (NABU) rät beim direkten Vergleich der Ökobilanz zwischen Getränken in Glas- und PET-Mehrwegflaschen zu letzterer Variante [1].

Fakt ist nämlich: Nur das reine Material zu betrachten, reicht nicht aus, um zu beurteilen, ob eine Verpackung wirklich nachhaltig ist. Auch Aspekte wie die Produktion, der Energieaufwand fürs Recycling sowie Gewicht und Transport müssen bei der Entscheidung zur richtigen Verpackung für nachhaltige Kosmetik im Blick behalten werden. Genau das tun wir jetzt.

Mythos Nr.1: Plastik lässt sich nicht recyclen.

Das stimmt so nicht. Reines PET (Polyethylenterephthalat) ist sogar als einziger Kunststoff vollständig recyclebar [2].

Um PET zu recyclen, wird das Verfahren der Tiefenreinigung angewendet. Aus dem gereinigten Ausgangsstoff entsteht dabei Regranulat, ein rieselfähiges Material, das unkompliziert transportiert werden kann. Das entstehende Regranulat hat dann dieselben Eigenschaften, wie der Ausgangsstoff [2].

Tatsache ist aber auch: Dieses Recycling-Potential wird aktuell längst nicht ausreichend genutzt.

  • Bestehen Plastik- bzw. Kunststoffverpackungen aus Materialgemischen, wird das Recycling erschwert. Die einzelnen Kunststoffschichten können in den Sortieranlagen kaum voneinander getrennt und aufbereitet werden – sie kommen in die Verbrennung.
  • Auch Verschlüsse, Etiketten und dunkle Farben stehen einem optimalen Recycling von Verpackungen aus Kunststoff häufig noch entgegen (wir verwenden für unsere nachhaltige Kosmetik übrigens nur helle Verpackungen!). Um hier einen echten Recycling-Kreislauf zu schaffen, ist gemeinsames Umdenken (nicht nur) in der Kosmetik-Branche gefragt.
Plastik Verpackung für Kosmetik.

Plastik ist u.a. vollständig recyclebar, allerdings wird das Recycling-Potential häufig nicht ausreichend genutzt.

Mythos Nr. 2: Bio-Plastik ist das bessere Plastik.

Abbaubares Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen? Klingt eigentlich fast zu gut, um wahr zu sein.

Doch sogenanntes Bio-Plastik ist sogar schlimmer für die Umwelt, als ‘normales’ Plastik – findet jedenfalls die Deutsche Umwelthilfe [3].

Bio-Plastik meint Kunststoff, der aus Lebensmitteln wie Mais hergestellt wird und – so der Anspruch – zu 90 bis 100 % abbaubar ist.

Doch dieser so umweltfreundlich anmutende Stoff hat gleich mehrere Nachteile:

  • Der Anbau von Rohstoffen für Bio-Plastik beansprucht Flächen, die dann für den Anbau von Lebensmitteln fehlen. Nicht nur das: Der Anbau im Monokultur-Muster führt auf die Dauer zu einer Versauerung der Böden und stellt eine Gefahr für die Artenvielfalt dar.
  • Die oft angepriesene Abbaubarkeit vieler Sorten von Bio-Plastik gehört ebenfalls in die Kategorie ‘mehr Schein, als Sein’. Da sich minderwertiges Bio-Plastik nicht so schnell wie üblicher Bio-Abfall zersetzt, wird es in der Müllverbrennungsanlage nicht wiederverwertet, sondern letztlich verbrannt.

Mythos Nr. 3: Plastik gibt Weichmacher an den Inhalt ab.

Hier gilt Entwarnung. Laut dem BfR (Bundesinstitut für Risikoforschung) sind PET-Flaschen gesundheitlich unbedenklich [4].

Substanzen wie Weichmacher, Bisphenol A oder hormonähnlich wirkende Stoffe wurden in PET-Flaschen entweder gar nicht oder nur in weit unter dem Grenzwert liegenden Mengen nachgewiesen.

Oft wird auch befürchtet, dass Plastik-Verpackungen Mikroplastik enthalten. Interessant dazu: Das gilt für alle Verpackungsvarianten – sogar Glas. Und: Die Mengen sind äußerst gering. Sie liegen zB deutlich unter den Mengen, die durch den Abrieb von Zahnfüllungen und dem zur Befestigung verwendeten Kunststoffkleber in den Körper gelangen [1].

Wusstest du, dass nicht Verpackungen, sondern Partikel aus Reifenabrieb den traurigen Platz Eins der Mikroplastik-Verschmutzung belegen? Zu diesem Schluss kommt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Im Durchschnitt verursacht jede*r deutsche*r Bürger*in jedes Jahr mehr als 1 Kilogramm Reifenabrieb auf den Straßen – diese Mikroplastik-Emissionen belasten die Umwelt enorm [5].

Mythos Nr. 4: Glas ist ressourcenschonend.

Für die Erstherstellung von Glas werden Rohstoffe wie Sand, Pottasche und Kalk benötigt – dabei handelt es sich um endliche Ressourcen.

Ähnlich wie bei Plastik, das größtenteils aus Erdöl gewonnen wird, entzieht also auch die Glasherstellung unserem Planeten Rohstoffe, die nicht unbegrenzt verfügbar sind.

Das oft dagegen vorgebrachte Argument: Verpackungen aus Glas haben eine hervorragende Recyclingfähigkeit. Was hat es damit auf sich?

  • Richtig ist, dass die Zugabe von Altglas bei der Glasherstellung zu einem geringeren Energieaufwand führt.
  • Richtig ist aber auch: Laut dem Umweltbundesamt sind sowohl die Erstherstellung, als auch das Recycling von Glas sehr energieintensiv, da Glas einen hohen Schmelzpunkt hat. Der dadurch entstehende hohe CO₂-Ausstoß und die Stickstoffoxid-Emissionen tun der Umwelt keinen Gefallen [6].
Glasverpackung Kosmetik-creme.

Glasverpackungen sind nicht zwingend umweltschonender als Plastikverpackungen.

Mythos Nr. 5: Glas hat eine geringere Ökobilanz, als Plastik.

An dieser Stelle widerspricht das Umweltbundesamt: Mehrweg-Glas und -PET-Flaschen sind demnach in ihrer Ökobilanz und Nachhaltigkeit vergleichbar [7].

Woran das liegt?

  • Das hohe Gewicht von Glas-Verpackungen erhöht die CO₂-Emissionen beim Transport. Denn so werden letztlich mehr Wege gefahren, um die gleiche Netto-Produktmenge zu transportieren.
  • Gleichzeitig gelangt dadurch mehr Mikroplastik über den vermehrten Reifenabrieb in die Umwelt.
  • Recycelter Kunststoff bietet dagegen viel Potential für den Umweltschutz. Laut Studien sind bei der Wiederverwertung von recyceltem Kunststoff Energieeinsparungen von 50 Prozent möglich.
  • Studien zeigen: Jedes Kilogramm rezyklierter Kunststoff hilft, fast 3 Kilogramm CO₂ gegenüber der Verbrennung einzusparen [8].

Was ebenfalls oft vergessen wird: Glas ist nicht bruchsicher. Für Kosmetikverpackungen sind deshalb bei Verwendung von Glas zusätzliche Umverpackungen nötig, die bei recyclebarem Plastik weggelassen werden können.

Und wenn Glas doch beim Transport bricht, muss das Produkt sogar erneut geschickt werden – also noch ein Transport mehr. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Mythos Nr. 6: Glas erhält die Wirksamkeit des Inhalts optimal.

Nachhaltige Kosmetik hängt nicht nur von der Verpackung ab, sondern auch davon, wie lange du etwas von deinem Produkt hast. Dafür sind Schutz und Stabilität der Wirkstoffe die wichtigste Voraussetzung.

  • Weißglas ist lichtdurchlässig und temperaturempfindlich, was die Wirksamkeit aktiver Inhaltsstoffe wie zB Vitamin C und Retinol beeinträchtigen kann.
  • Aus diesem Grund eignet sich Glas weniger für eine Kosmetik, die aktive Skincare-Wirkstoffe in sensiblen Formulierungen verarbeitet.
  • Bruchsichere Kunststoff-Behälter wie der Airless-Dispenser bieten dagegen Schutz vor äußeren Einflüssen wie UV-Licht, Luft und Temperaturschwankungen.
  • Die hygienische Entnahme mit dem Pumpspender hält auch das Risiko einer Verunreinigung gering.

Eine 2023 durchgeführte Studie zu nachhaltiger Kosmetik untersuchte drei Verpackungs-Formen auf ihre Umweltfreundlichkeit.

Das Ergebnis: Der Airless-Dispenser schnitt dabei im Vergleich mit herkömmlichen Pump-Dosierern und der Glas-mit-integriertem-Kunststoffsäckchen-Variante am besten ab [9].

Übrigens: Airless-Dispenser gibt es bisher nicht aus Glas. Sie sind aber die einzige Verpackungsvariante für nachhaltige Kosmetik, die restlos entleerbar ist! Du kennst das vielleicht selbst: Im Glasflakon bleibt immer etwas Produkt übrig.

3. Unser Standpunkt zu nachhaltiger Kosmetik und umweltfreundlicher Verpackung

Als Hersteller veganer Kosmetik gehört der Schutz der Ressourcen unseres Planeten, der Tierwelt und der Gesundheit bereits von Beginn an zu unserer Unternehmensphilosophie.

Deshalb ist unsere Kosmetik

  • frei von Mikroplastik
  • zu 100 % vegan
  • dermatologisch getestete Clean Beauty
  • und mit hochwertigen Bio-Inhaltsstoffen formuliert.

Wir sind ständig auf der Suche nach der optimalen Kombination aus Umweltfreundlichkeit, Funktionalität und Design. Dazu gehört es auch, den Status Quo immer wieder zu hinterfragen und nach nachhaltigeren Alternativen zu suchen.

Für unsere Ansprüche an effektive Wirkstoffkosmetik sind ressourcenschonend hergestellter Kunststoff und eine Verpackung im Airless-Dispenser gegenüber Glas aktuell die Variante mit dem kleineren Übel. Trotzdem arbeiten wir weiterhin mit Hochdruck daran, unsere Verpackungen noch besser auf Umweltfreundlichkeit zu optimieren – und sind dazu gerade mit einem Hersteller im Gespräch, der kompostierbare Verpackungen produziert.

Fazit: Die Ökobilanz entscheidet darüber, ob Glas oder Plastik die bessere Verpackung für nachhaltige Kosmetik ist

In diesem Artikel haben wir versucht, mit einigen Mythen zum Thema Glas vs. Plastik aufzuräumen und dir ein rundes Bild zum Verpackungs-Dilemma zu liefern.

Sowohl Glas als auch Plastik haben ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. Eine Ideal-Lösung für nachhaltige Kosmetik steht momentan noch aus, allerdings recherchieren wir im Hintergrund kontinuierlich nach innovativen Möglichkeiten für mehr Umweltschutz – es bleibt also spannend.

Hast du Lust, im COSPHERA-Shop zu stöbern? Entdecke unsere vegane Wirkstoffkosmetik und Nahrungsergänzung hier!

[1] Naturschutzbund Deutschland (NABU): Der NABU-Mehrweg-Guide. Fragen und Antworten zu Mehrweg und Einweg beim Getränkekauf.

[2] Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg: Verwendung von PET und PET Rezyklaten aus Verpackungen in Deutschland. Eine Kurzstudie im Auftrag des NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V., Heidelberg, 2017

[3] Deutsche Umwelthilfe: Bioplastik – Mythen und Fakten. 2018

[4] Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu PET-Flaschen, 2020

[5] Plastik in der Umwelt – eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: Reifenabrieb hat den größten Anteil am Mikroplastikeintrag in die Umwelt.

[6] Umweltbundesamt: Glas- und Mineralfaserindustrie, 2013

[7] Umweltbundesamt: Mehrwegflaschen sind umweltfreundlicher als Einwegvarianten, 2017

[8] InnoRecycling AG: Kunststoff-Recycling reduziert jährlich 700’000 Tonnen CO₂

[9] Rathore, S, Schuler, B, Park, J. Life cycle assessment of multiple dispensing systems used for cosmetic product packaging. Packag Technol Sci. 2023; 36(7): 533-547. doi:10.1002/pts.2729