Leidest du im Rahmen deiner Schwangerschaft gerade unter Haarausfall? Das kann ganz schön belastend sein.

Stephi, die ihr vielleicht aus unserem Instagram-Feed kennt, hatte während ihrer Schwangerschaft und nach der Geburt ihrer Tochter ebenso damit zu kämpfen:

“Von Natur aus habe ich zum Glück volles und dickes Haar. Als ich in meiner Frühschwangerschaft Unmengen Haare verlor, habe ich direkt meine Hebamme angerufen und sie um Rat gefragt. Ihre Antwort war Biotin. Und sie hatte Recht, der Haarausfall während der Schwangerschaft wurde deutlich weniger. Auch nach der Schwangerschaft habe ich wieder mit Biotin gestartet und hatte bald meine “alte Mähne” wieder zurück.”

Stephi

Im folgenden Artikel erfährst du mehr darüber, warum die Haare so massiv ausfallen und was du dagegen tun kannst.

1. Haarausfall in der Schwangerschaft

Tolles Haar in der zweiten Schwangerschaftshälfte

Spätestens in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft können sich die meisten Frauen einer herrlich glänzenden, wuchernden Haarpracht erfreuen, die das vielgerühmte Leuchten während der Schwangerschaft einrahmt und unterstreicht. Grund für den begnadeten Haarsegen ist die schwangerschaftsbedingte Hormonschwemme, die die Wachstumsphase des Haares verlängert und den Stoffwechsel des Haarbodens anregt.

Dann folgt Haarausfall

Umso niederschmetternder fällt dann der in der Regel drei Monate nach der Geburt einsetzende Haarausfall aus, der sich zu einem Großteil dem Wegfall der Schwangerschaftshormone verdankt, aber auch Nährstoffmängeln wie zum Beispiel Eisenmangel aufgrund von hohem Blutverlust während der Geburt oder seelischem Stress.

Der Haarausfall nach der Schwangerschaft kann bis zu einem Jahr dauern.

Um genau zu sein kann der Haarverlust zwischen drei bis sechs Monate bis zu einem Jahr andauern. Ein ganzes Jahr also im Schlimmstfall, während dessen sich die Haare immer weiter ausdünnen und sich Geheimratsecken bilden können. 0,2 % der Frauen leiden sogar unter kreisrundem Haarausfall und haben einzelne kahle Stellen auf dem Kopf zu beklagen.

Haarausfall in den ersten Schwangerschaftsmonaten

Doch nicht nur in der Stillzeit haben Frauen mit gefühlt büschelweise losen Haare in der morgendlichen Bürste zu kämpfen, auch in der Frühschwangerschaft kann sich Haarausfall melden, oft begleitet von trockener Haut und brüchigen Nägeln.

Gerade bei dieser Kombination an Symptomen denken viele sofort an Biotin und es gibt in der Tat gute Gründe, warum Stephi die Einnahme von Biotin Tabletten geholfen haben. Dazu aber gleich mehr.

2. Ursachen von Haarausfall in der Schwangerschaft

Hauptgrund für den Haarausfall in den ersten Monaten der Schwangerschaft ist in der Regel ein Überschuss an Östrogenen.

Östrogenüberschuss führt zu Haarausfall in der Schwangerschaft

Warum sollte sich der negativ auswirken? Ganz einfach, weil alle Hormone und Neurotransmitter im Körper als polare Paare auftauchen, die sich wechselseitig im Gleichgewicht halten. Bei Östrogen ist das Progesteron, so dass man bei einem relativen Überwiegen von Östrogen gegenüber Progesteron von einer Östrogendominanz spricht, die aber eigentlich ein Progesteronmangel ist.

Ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft läuft die Progesteronproduktion dermaßen auf Hochtouren (sage und schreibe die bis zu 600-fache Produktion!), so dass ein Progesteronmangel eigentlich ausgeschlossen ist und sich viele Frauen so ausgeglichen wie noch nie in ihrem Leben fühlen.

3. Warum hilft manchen Frauen hochdosiertes Biotin in der Schwangerschaft?

Wenn es nun an den Hormonen oder am Eisen liegt, warum hilft vergleichsweise vielen, wenn auch natürlich nicht allen Frauen dann tatsächlich hochdosiertes Biotin? Ist das nicht eigentlich vollkommen unlogisch? Nein, durchaus nicht, wenn ein Biotin-Mangel vorliegt - und das kommt tatsächlich häufiger vor, als die meisten denken würden.

So weisen einige Studien bereits nach, dass in den USA tatsächlich die Hälfte aller schwangeren Frauen im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen mit Biotin unterversorgt sind, und zwar trotz einer normalen Biotinversorgung über die Nahrung [1,2].

Bisher wird diesem Umstand noch relativ wenig Rechnung getragen, weil anders als bei Folsäuremangel, wo ein Kind mit offenem Rücken (und damit schwersten Geburtsfehlern) auf die Welt kommen kann, schwere Geburtsfehler bisher nur eindeutig bei Mäusen, Ratten und Hühnern haben nachgewiesen und zugeordnet werden können, nicht aber bei Menschen [3,4,5,6].

Sprich: man weiß noch nicht genau, was der Biotinmangel anrichtet.

4. Woher kommt der Biotin-Mangel?

Baby

Während der Schwangerschaft benötigt dein Baby Biotin

Die Frage ist jedoch, wieso gerade bei den Schwangeren mit normaler Biotinaufnahme aus der Nahrung eine solche Unterversorgung zu bemerken ist. Eine einfache Erklärung wäre, dass das Nahrungsvorkommen nicht ausreicht, um den erhöhten Bedarf während der Schwangerschaft zu decken.

Untersuchungen der Fötus-zu-Mutter-Ratio haben tatsächlich eine 6:1 Konzentration im fötalen Gewebe zu Tage gefördert, so dass es so aussieht, als würde das Baby das Biotin benötigen [8].

Das wäre soweit auch zu erwarten. Erste Studien belegen allerdings noch etwas anderes:

Es wird tatsächlich nicht nur

  • Biotin an den Fötus abgegeben, sondern das in der Mutter verbleibende
  • Biotin zusätzlich mehr abgebaut als sonst.

Einer Studie zufolge wird es um sage und schreibe 68 % mehr abgebaut als im nicht schwangeren Zustand [9]. Ähnliches geschieht zum Beispiel auch bei Rauchern. Warum das so ist, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.

In jedem Fall ist die Idee, bei Haarausfall, brüchigen Nägeln und trockener Haut in der Schwangerschaft zu Biotin zu greifen, eine gute, zumal es tatsächlich auch hochdosiert vollkommen ungefährlich ist.

5. Biotinmangel in der Stillzeit

Wie sieht es nun in der Stillzeit aus? Sollte sich der Biotinmangel nicht sofort verabschieden? Leider nein.

Aus nicht abschließend geklärten Gründen steigt der Biotinverlust durch vermehrten Abbau (Katabolismus) sogar noch auf 79 % gegenüber dem Normalwert an – also noch mehr, als in der Schwangerschaft! [9].

Außerdem wird auch die Muttermilch mit Biotin angereichert. Im Resultat ergibt sich oft wieder eine ähnliche Lage wie in der Schwangerschaft: trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall.

Fazit

Somit hätten wir auch das Mysterium geklärt, warum gerade Biotin so vielen Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit hilft, auch wenn allerorten bevorzugt von Hormonen und Eisenmangel die Rede ist. Unten findest du noch die relevanten Studien gelistet.

[1] Mock DM, Stadler DD. Conflicting indicators of biotin status from a cross-sectional study of normal pregnancy. J Am Coll Nutr. 1997;16:252–257.

[2] Mock DM, Quirk JG, Mock NI. Marginal biotin deficiency during normal pregnancy. Am J Clin Nutr. 2002;75(2):295–299.

[3] Mock DM. Marginal biotin deficiency is teratogenic in mice and perhaps humans: a review of biotin deficiency during human pregnancy and effects of biotin deficiency on gene expression and enzyme activities in mouse dam and fetus. J Nutr Biochem. 2005;16(7):435–437.

[4] Mock DM, Mock NI, Stewart CW, LaBorde JB, Hansen DK. Marginal biotin deficiency is teratogenic in ICR mice. J Nutr. 2003;133:2519–2525.

[5] Zempleni J, Mock DM. Marginal biotin deficiency is teratogenic. Proc Soc Exp Biol Med. 2000;223(1):14–21.

[6] Watanabe T, Endo A. Species and strain differences in teratogenic effects of biotin deficiency in rodents. J Nutr. 1989;119:255–261.

[7] Mock DM, Stadler D, Stratton S, Mock NI. Biotin status assessed longitudinally in pregnant women. J Nutr. 1997;127(5):710–716.

[8] Mantagos S, Malamitsi-Puchner A, Antsaklis A, et al. Biotin plasma levels of the human fetus. Biol Neonate. 1998;74:72–74.

[9] Perry CA, West AA, Gayle A, et al. Pregnancy and lactation alter biomarkers of biotin metabolism in women consuming a controlled diet. J Nutr. 2014;144(12):1977‐1984. doi:10.3945/jn.114.194472