1. Komedogen: Was bedeutet das wirklich für deine Hautpflege?
Es klingt doch ganz easy – nicht komedogene Produkte sind frei von Inhaltsstoffen, die deine Poren verstopfen können und zu Unreinheiten führen. Komedogene Stoffe wirken dagegen porenverstopfend und begünstigen unreine Haut.
Sind deine Poren verstopft, kann es leicht zu Unreinheiten kommen.
Wer eine nicht komedogene Gesichtscreme in der täglichen Skincare verwendet, ist also auf der sicheren Seite? Ganz so einfach ist es nicht. Die Unterscheidung von komedogen und nicht komedogen ist nämlich relativ. Wie das kommt, verraten wir dir gleich.
Der Begriff ‘komedogen’ leitet sich von der medizinischen Bezeichnung für verstopfte Poren (Komedos bzw. Komedonen) ab.
- Geschlossene Komedonen sind typische Pickel und Pusteln – du erkennst sie an ihrer weißlichen Färbung. Da sie nach oben hin luftdicht abgeschlossen sind, können sich Bakterien leichter vermehren und es kann zu entzündlicher Akne kommen.
- Offene Komedonen sind Mitesser. Ihr Merkmal: Auf unserer Haut machen sie sich als kleine, dunkle Punkte bemerkbar. Die dunkle Färbung ist übrigens kein Schmutz, sondern das Ergebnis einer Reaktion des körpereigenen Farbpigments Melanin mit Sauerstoff.
Beide Sorten von Komedonen haben ihre Ursache in verstopften Talgdrüsen. Womit wir wieder bei der Bedeutung von komedogen und einem weit verbreiteten Mythos wären: Ob eine Feuchtigkeitscreme nicht komedogen ist, lässt sich einwandfrei bestimmen. Das stimmt leider nicht.
2. Warum das Merkmal der Komedogenität wenig aussagt
Die Komedogenität eines bestimmten Inhaltsstoffs wird auf einer Komedogenitäts-Skala mit Werten von 1 bis 5 angegeben. Soll heißen: Je höher der Wert, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der betreffende Stoff die Poren verstopft und Komedonen entstehen lässt. Was viele nicht wissen: Diese Skala basiert bis heute auf Forschungen aus den 1970er und 1980er Jahren – und sie ist längst nicht so eindeutig, wie oft suggeriert wird [1].
Problem Nummer Eins: Die Definition von Komedogenität und komedogenen Stoffen ist umstritten.
Wusstest du, dass die Einteilung der Komedogenitäts-Skala auf Untersuchungen an Hasenohren beruht? Abgesehen vom moralischen Aspekt (!) ist die Skala ohnehin nur bedingt aussagekräftig. Hasenohren entwickeln viel schneller verstopfte Poren, als menschliche Haut [2].
Und auch die Auswertung der Studien könnte unterschiedlicher nicht sein. Die Einteilung komedogener Stoffe basierten die einen Wissenschaftler:innen darauf, wie viele für das Auge sichtbare Komedonen der Inhaltsstoff auf den Hasenohren verursachte – andere Forscher:innen zählten die verstopften Poren per Mikroskop [3].
Problem Nummer Zwei: Die komedogene Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe kann sich je nach Hauttyp von Person zu Person unterscheiden.
Ist deine Haut eher ölig und gleichzeitig empfindlich? Dann ist das Risiko höher, dass Formulierungen mit komedogenen Stoffen bei dir zu verstopften Poren führen. Bei Menschen mit trockener Haut und einer niedrigen Talgproduktion wirkt dieselbe Creme vielleicht nicht komedogen. Ihre Haut reagiert anders auf die verwendeten Inhaltsstoffe.
Übrigens: Auch unser eigener Hauttalg enthält Substanzen, die potenziell komedogen wirken [4]. Eine davon ist Squalen, die unter Einfluss von UV-Licht als komedogen identifiziert wurden [5].
Da Haut, die zu Akne neigt, ohnehin etwa 60 % mehr Sebum produziert, ist das Risiko für verstopfte Poren bereits für sich genommen hoch [5]. Hier gilt es, eine Pflege mit Wirkstoffen wie Retinol zu verwenden, die talgregulierend wirkt und Unreinheiten reduziert.
Problem Nummer Drei: Ob eine Feuchtigkeitscreme nicht komedogen wirkt, kommt auf die Formulierung an.
Wenn du herausfinden möchtest, ob eine bestimmte Creme nicht komedogen ist, sollte dein erster Blick den Inhaltsstoffen gelten. Die wichtigste Regel lautet hier: Was ganz vorne steht, ist am meisten im Produkt enthalten. Eine Formulierung, die einen moderat komedogenen Stoff in hohen Konzentrationen enthält und diesen mit weiteren niedrig konzentrierten komedogenen Stoffen kombiniert, kann eher zu verstopften Poren führen, als eine Creme mit nur einem niedrig konzentrierten komedogenen Inhaltsstoff.
Im Prinzip heißt das: Ob eine Creme komedogen auf deiner Haut wirkt, hängt davon ab, in welcher Konzentration sie komedogene Stoffe enthält.
3. Was bringen Listen für nicht komedogene Öle wirklich?
Bei der Entwicklung der Komedogenitäts-Skala zu Beginn der 1970er Jahre testeten Wissenschaftler, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Inhaltsstoffe die Poren verstopfen [6]. Dazu testeten sie, ob pflanzliche Öle in 100 %-iger Konzentration, sowie eine Reihe weiterer Stoffe wie Lanolin und Mineralöl auf der Haut zu Komedonen führten [7].
Jetzt das große Aber. Eine fertig formulierte Gesichtscreme, die solche Inhaltsstoffe enthält, verhält sich ganz anders auf der Haut, als ein einziger Stoff in maximal hoher Konzentration.
Listen für nicht komedogene Öle oder komedogene Stoffe sind daher mit Vorsicht zu genießen. Häufig wird beispielsweise angegeben, dass Kokosöl und Sheabutter komedogen wirken. Olivenöl und Jojobaöl werden in der Regel als moderat komedogen klassifiziert.
Pur aufgetragen können Öle okklusiv wirken.
Die Einteilung bestimmter Öle als komedogen und potenziell porenverstopfend hängt mit ihrer Eigenschaft zusammen, dass sie in reiner Form (d.h. 100%-iger Konzentration) okklusiv wirken. Pur aufgetragen, kann also ein abdichtender Effekt entstehen, der wiederum das Entstehen verstopfter Poren und Unreinheiten begünstigen kann.
In einer Creme-Formulierung sind diese Stoffe jedoch in viel geringeren Konzentrationen enthalten und mit weiteren Inhaltsstoffen vermischt. Selbst wenn eine Gesichtscreme komedogene Inhaltsstoffe enthält, kann sie daher auf der Haut nicht komedogen wirken.
4. Woran erkenne ich, ob eine Feuchtigkeitscreme nicht komedogen ist?
Wie gesagt – Komedogenitäts-Skalen sind nur bedingt hilfreich. Neigt deine Haut zu Unreinheiten, bist du mit einer Hautpflege, die auf die Bedürfnisse unreiner Haut abgestimmt ist, in der Regel auf der sicheren Seite.
Denn auch ölfreie Hautpflegeprodukte können Substanzen enthalten, die komedogen wirken (und dabei gar keine Öle sind: zB Isopropyl Myristate und Isopropyl Palmitate, die in Formulierungen für eine verbessere Aufnahme der Stoffe sorgen und die Haut geschmeidig machen).
Unser Vitamin C Serum kommt völlig ohne komedogene Inhaltsstoffe aus. Neben hochdosiertem, entzündungshemmendem Vitamin C reduziert es mit dem patentierten Wirkstoff Seboclear MP Unreinheiten effektiv.
Fazit: Ob eine Creme komedogen wirkt, hängt von vielen Faktoren ab.
Komedogen bedeutet: potenziell porenverstopfend. Trotzdem halten wir nicht viel von Listen komedogener bzw. nicht komedogener Öle.
Letztendlich kommt es auf das Zusammenspiel der verwendeten Inhaltsstoffe im fertigen Produkt und deinen Hauttyp an, um zu bestimmen, ob eine Feuchtigkeitscreme nicht komedogen wirkt.
Eine hochwertige Hautpflege, die auf die Bedürfnisse einer zu Unreinheiten neigender Haut ausgerichtet ist, enthält in der Regel keine porenverstopfenden Substanzen.
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[1] Draelos, Z.D. (2014). Acne Cosmetica. In: Zouboulis, C., Katsambas, A., Kligman, A. (eds) Pathogenesis and Treatment of Acne and Rosacea. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-69375-8_35
[2] Mills OH, Kligman AM. A Human Model for Assessing Comedogenic Substances. Arch Dermatol. 1982;118(11):903–905. doi:10.1001/archderm.1982.01650230031022
[3] Kligman, A M, and T Kwong. “An improved rabbit ear model for assessing comedogenic substances.” The British journal of dermatology vol. 100,6 (1979): 699-702. doi:10.1111/j.1365-2133.1979.tb08075.x
[4] Kligman AM, Wheatley VR, Mills OH. Comedogenicity of Human Sebum. Arch Dermatol. 1970;102(3):267–275. doi:10.1001/archderm.1970.04000090029005
[5] Pappas, Apostolos et al. “Sebum analysis of individuals with and without acne.” Dermato-endocrinology vol. 1,3 (2009): 157-61. doi:10.4161/derm.1.3.8473
[6] Waranuch et al. Safety assessment on comedogenicity of dermatological products containing d-alpha tocopheryl acetate in Asian subjects: A double-blind randomized controlled trial, Contemporary Clinical Trials Communications, Volume 23, 2021, 100834,
ISSN 2451-8654, https://doi.org/10.1016/j.conctc.2021.100834.
[7] Kligman AM, Mills OH. "Acne Cosmetica". Arch Dermatol. 1972;106(6):843–850. doi:10.1001/archderm.1972.01620150029011