1. Warum wird Mineralöl in Kosmetik verwendet?
Wie kommt es, dass Mineralöl in Kosmetik und Dermatologie so beliebt ist? Die Antwort darauf: Es ist
- erstens in der Regel gut verträglich und
- zweitens wirkt es auf der Haut teils okklusiv [1].
Letzteres bedeutet: Mineralöle helfen dabei, Feuchtigkeit in der Haut zu halten und wirken hautschützend, indem sie die Barrierefunktion unterstützen.
Damit haben wir ein paar Vorteile von Mineralöl bereits vorweggenommen. Mit den Nachteilen beschäftigen wir uns gleich ausführlich. Doch zuerst klären wir die Frage, was Mineralöl eigentlich ist.
Mineralöl ist ein farb- und geruchloses Öl, das zu den Erdölprodukten gehört, aber für den Einsatz in der Kosmetik aufwendig synthetisch verfeinert wird. Hochgradig raffiniertes Mineralöl in Kosmetik und Medizin besteht hauptsächlich aus gesättigten Kohlenwasserstoffen, den Alkanen.
Gut zu wissen: Nicht alle Alkane haben einen mineralischen oder fossilen Ursprung.
Wir verwenden in einigen unserer Produkte Alkane auf pflanzlicher Basis – zB in unserer antioxidativ wirkenden, hautschützenden Vitamin C Creme.
Alle Facts dazu, warum das so ist – und aus welchem Grund solche Alkane auch in der Naturkosmetik immer beliebter werden, erfährst du in diesem Beitrag.
Wie kommt es, dass Mineralöl in Kosmetik als krebserregend und schädlich gilt?
Das liegt am Herstellungsprozess bzw. der Gewinnung von Mineralöl. Einige der aromatischen Kohlenwasserstoffe (MOAH: Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) im Ausgangsmaterial werden als gesundheitlich bedenklich eingestuft.
Bevor allerdings überhaupt Mineralöl in Kosmetik und pharmazeutische Produkte gelangen darf, werden sie aufwendig gereinigt und raffiniert [2]. Am Ende dieses Prozesses entsteht ein sogenanntes ‘Weißöl’. Und das besteht fast ausschließlich aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (sogenannten MOSH, die Abkürzung für Mineral Oil Saturated Hydrocarbons).
Mit der schwarzen, zähflüssigen Masse, an die viele beim Begriff Mineralöl denken, hat Paraffinöl bzw. Paraffinum Liquidum für die Hautpflege und die Medizin also ziemlich wenig zu tun. Was die Wissenschaft zu den Vor- und Nachteilen von Mineralöl in Kosmetik sagt, sehen wir uns weiter unten ganz ausführlich an.
In welchen Produkten ist Mineralöl enthalten?
Mineralöl wird sowohl in der Luxushautpflege als auch in preiswerten Kosmetika eingesetzt. Babyöl, Make-Up, Feuchtigkeitscremes und Lippenstiften sind Beispiele für Produkte, die Mineralöl enthalten können.
Fakt ist: In der medizinischen Hautpflege werden mineralölhaltige Cremes bereits seit vielen Jahren erfolgreich für die Pflege bei zu Neurodermitis neigender und trockener Haut verwendet.
Auch im Rahmen einer Behandlung von Psoriasis (Schuppenflechte) kommt Mineralöl in Kosmetik häufig zum Einsatz.
2. Wie gefährlich ist Mineralöl in der Hautpflege?
Gerade, wenn ein bestimmter Inhaltsstoff großes Aufsehen erregt, lohnt es sich oft, genauer hinzusehen. Zum Beispiel in eine 2019 veröffentlichte Studie [3], die sich mit den Folgen von Mineralöl und -wachs für Haut und Gesundheit beschäftigte. Die Wissenschaftler*innen kamen zu folgenden Ergebnissen:
- auf der Haut aufgetragene Mineralöle und -wachse aus kosmetischen Zubereitungen konnten bei den untersuchten Studienteilnehmer*innen nicht in tieferen Hautschichten nachgewiesen werden
- da Mineralöle und -wachse nicht von der Haut absorbiert werden, ist kein gesundheitliches Risiko zu erwarten
- die in Mineralöl enthaltenen MOSHs sind nicht krebserregend
- wie und ob ein Mineralölgemisch krebserregend ist, hängt von seinem Gehalt an MOAHs, insbesondere polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAHs) ab
- bei Mineralöl, das die strengen Kriterien der EU-Kosmetikverordnung zur Verwendung in Kosmetika und Medizin erfüllt, ist der Anteil potenziell gesundheitsschädlicher Verbindungen eliminiert bzw. minimiert
Die Frage, ob Mineralöl in Kosmetik krebserregend oder schädlich für die Haut ist, beantworten diese (und weitere [4]) Studien also klar mit Nein. Woher kommt dann der schlechte Ruf des Inhaltsstoffs?
Das sind die Nachteile von Mineralöl!
Mineralöl eilt der Ruf voraus, die Poren zu verstopfen und auf der Haut einen abdichtenden Film zu hinterlassen. Dafür gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Beweise. Unter der Bezeichnung Mineralöl werden zudem eine Vielzahl von Stoffen zusammengefasst, die sehr unterschiedliche Texturen oder Eigenschaften haben – vom zähen Wachs bis zum dünnflüssigen Leichtgewicht.
Folgende Nachteile von Mineralöl haben sie tatsächlich gemeinsam:
- Mineralöl liefert der Haut keinen ‘Mehrwert’, enthält also zB keine zellschützenden Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe oder nährenden Lipide
- Enthält die Formulierung des verwendeten Produkts komedogene Inhaltsstoffe, kann Mineralöl durch seine okklusiven Eigenschaften dazu führen, dass diese Inhaltsstoffe die Poren verstopfen
Es kommt also auf die Produktformulierung an. Die jeweilige Zusammensetzung der im Produkt enthaltenen Inhaltsstoffe entscheidet darüber, ob die barriereschützenden Eigenschaften von Mineralöl zu verstopften Poren führen können, oder nicht.
Obwohl Mineralöl generell als reizarm und hochverträglich gilt, solltest du von dem Inhaltsstoff daher Abstand nehmen, wenn deine Haut zu Akne und Unreinheiten neigt. Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist die Belastung der Umwelt durch die Erdölförderung.
Mineralöl in Kosmetik erkennen: Typische Bezeichnungen auf der INCI-Liste
Mineralölhaltige Kosmetik erkennst du mit einem Blick auf die Inhaltsstoffe. Diese Begriffe weisen auf Mineralöl hin:
- Mineral Oil
- Paraffin
- Paraffinum Liquidum
- Petrolatum
- Cera Microcristallina
- Ceresin
- Ozokerite
Warum du diese Bezeichnungen für Mineralöl in Kosmetik allerdings mit Vorsicht genießen solltest, verraten wir dir in diesem Abschnitt.
Hat Mineralöl in Kosmetik auch Vorteile?
Wir haben es schon kurz angesprochen: Reines, durch verschiedene hochkomplexe Verfahren gereinigtes Mineralöl wird bereits seit Jahrzehnten in Medikamenten und Kosmetika eingesetzt – und zwar millionenfach. Dafür gibt es einige gute Gründe:
- es hilft der Haut, Feuchtigkeit zu halten. Weil Mineralöl eine Art Barriere zwischen der Hautoberfläche und der Umwelt bildet, kann kein Wasser verdunsten – der sogenannte transepidermale Wasserverlust (TEWL) nimmt ab [1].
- es erfüllt eine Schutzfunktion. Da Mineralöl auf der Haut okklusiv (d.h. abdeckend) wirkt, bewahrt es die Haut vor Umwelteinflüssen wie Wind und Verschmutzung [1].
- es ist besonders gut verträglich. Auf bestimmte pflanzliche Öle reagieren manche Menschen mit Allergien. Im Gegensatz dazu ist Mineralöl in Kosmetik reizarm. Sein geringes Allergiepotential und die hohe Verträglichkeit machen es zu einem beliebten Inhaltsstoff für die Pflege empfindlicher und barrieregeschädigter Haut.
Das klingt zwar alles toll. Doch das größte Manko bleibt: Die Gewinnung von Mineralöl stellt eine Belastung für die Umwelt dar. Warum also auf Mineralöl in Kosmetik zurückgreifen, wenn es biologisch abbaubare, umweltfreundliche und natürliche Stoffe gibt, die die Vorteile von Mineralöl sogar übertreffen?
Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Und die Antwort, die wir für unsere Clean Beauty Kosmetik getroffen haben, liest du jetzt.
3. Pflanzenkraft vs. Mineralöl in der Kosmetik
Wir verwenden in unserer veganen Wirkstoffkosmetik kein Mineralöl fossilen Ursprungs. Doch in unserer Hyaluron Creme und der COSPHERA Vitamin C Creme greifen wir auf sogenannte Alkane zurück.
Moment mal – ist das nicht dasselbe wie Mineralöl?
Nicht ganz. Alkane, also gesättigte Kohlenwasserstoffe, können auch aus Pflanzenölen wie Kokosöl oder Rapsöl stammen. Mithilfe von innovativen, hochspezialisierten Verfahren werden diese Alkane aus pflanzlichen Ölen gewonnen. Auf der INCI-Liste der COSPHERA Vitamin C Creme findest du etwa C15-19 Alkane, unter den Inhaltsstoffen der Hyaluron Creme Undecane und Tridecane.
Achtung: Der INCI-Name weist für sich genommen nicht auf den Ursprung der verwendeten Alkane hin (natürlich vs. mineralisch). Auch generell ist er für Mineralöl in Kosmetik nicht sehr aussagekräftig.
Der Grund dafür: Es gibt unterschiedliche Paraffine mit unterschiedlichem Schmelzpunkt und gleichem INCI-Namen. Im Zweifel also beim Hersteller nachfragen!
Deshalb setzen wir auf Alkane natürlichen Ursprungs!
Holen wir kurz ein bisschen aus. Denn vielleicht geht es dir auch so: Wenn wir an das Gegenteil von ‘natürlich’ denken, kommt uns im ersten Moment der Begriff ‘chemisch’ in den Sinn. Und chemisch assoziieren wir häufig mit künstlich – oder einfach ‘schädlich’.
Wir vergessen dabei oft, dass beim Brotbacken (wenn der Hefeteig aufgeht), beim Puddingkochen (wenn die Speisestärke das Gemisch andickt) und beim Zubereiten von Wackelpudding mit Agar-Agar chemische Prozesse ablaufen.
Chemie ist also an sich nichts Schlechtes, sondern etwas, von dem wir ständig und überall umgeben sind – sogar unser eigener Körper ist so etwas wie eine kleine Chemiefabrik.
Warum dieser kleine Exkurs?
Weil Alkane nicht nur einen fossilen bzw. mineralischen Ursprung haben, sondern auch aus Pflanzen stammen können, die diese Kohlenwasserstoffe selbst synthetisieren.
Für diesen Weg haben wir uns mit unserem Clean Beauty Konzept entschieden. Auch in Naturkosmetik werden die tollen Eigenschaften von aus Pflanzen gewonnenen Alkanen übrigens immer häufiger genutzt. Wir lieben folgende fantastische Vorteile von Alkanen natürlichen Ursprungs:
Sie sind
- ultradünnflüssig und
- verfügen über eine leichte, seidige Textur.
Außerdem verdunsten sie nach einiger Zeit von der Hautoberfläche – zurück bleiben nur die effektiven Wirkstoffe und nährenden Öle der Formulierung! Im Falle unserer Hyaluron Creme sind das kostbare Bio-Sheabutter, antioxidativ wirkendes Bio-Traubenkernöl, hautberuhigendes Vitamin E und der Feuchtigkeitsbooster Hyaluronsäure.
Entgegen vieler Vorurteile haben Alkane pflanzlichen Ursprungs mit einem schweren, komedogenen Öl daher nichts gemeinsam.
Ist mineralölfreie Kosmetik immer besser?
Fassen wir zusammen. Studien zeigen, dass Mineralöl in Kosmetik, das die Kriterien und Richtlinien der strengen EU-Kosmetikverordnung erfüllt, zwar lange nicht so schädlich ist, wie oft behauptet wird. Durch seinen fossilen Ursprung ist der Aspekt der Umweltbelastung allerdings nicht von der Hand zu weisen. Für uns sind Alkane mineralischen Ursprungs daher tabu.
Unser Tipp für dich: Verlasse dich beim Kosmetikkauf nicht allein auf das Label ‘mineralölfrei’, sondern sieh’ dir die gesamte Produktformulierung an. Mit unserer Clean Beauty Philosophie vertreten wir den Ansatz, dass eine Hautpflege, die diesen Namen verdient hat, keine bedenklichen oder potentiell schädlichen Inhaltsstoffe enthalten sollte.
Das heißt für uns: Kein Mikroplastik, keine Füll- und Zusatzstoffe, keine Parabene, keine synthetischen Farb- oder Duftstoffe.
Bringe deine Haut mit unseren Produkten mit gutem Gewissen zum Strahlen: Durch geballte Pflanzenkraft, höchste Wirksamkeit und hautschützende Pflege pur.
Fazit: Mineralöl in Kosmetik hat Vor- und Nachteile
Auch, wenn unsere vegane Kosmetik frei von Mineralöl und mineralölähnlichen Substanzen fossilen Ursprungs ist: Diese Stoffe haben für kosmetische Zubereitungen einige Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Das geringe Allergiepotential, die gute Verträglichkeit und die okklusiven (abdeckenden) Eigenschaften machen Mineralöl in Kosmetik nach wie vor zu einem beliebten Inhaltsstoff – von Babyöl über Haarkur bis zur Feuchtigkeitscreme.
Weil Clean Beauty aber auch Ressourcenschonung bedeutet, setzen wir in unserer veganen Skincare stattdessen auf die vollkommene Pflanzenkraft aus der Natur, die wir uns mithilfe von innovativen Gewinnungsverfahren für unsere Wirkstoffkosmetik zunutze machen. Dazu gehören Alkane natürlichen Ursprungs genauso, wie hoch- und niedermolekulare Hyaluronsäure, hautschmeichelnde Peptide und regenerierende Öle für zarte Haut.
Entdecke unsere mit Experten formulierte vegane Beauty Skincare jetzt im COSPHERA Shop!
[1] Sethi, Anisha et al. “Moisturizers: The Slippery Road.” Indian journal of dermatology vol. 61,3 (2016): 279-87. doi:10.4103/0019-5154.182427
[2] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2018): Hochraffinierte Mineralöle in Kosmetika: Gesundheitliche Risiken sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten: Aktualisierte Stellungnahme Nr. 008/2018 des BfR vom 19. Februar 2018.
[3] Chuberre, B., Araviiskaia, E., Bieber, T. and Barbaud, A. (2019), Mineral oils and waxes in cosmetics: an overview mainly based on the current European regulations and the safety profile of these compounds. J Eur Acad Dermatol Venereol, 33: 5-14. https://doi.org/10.1111/jdv.15946
[4] T. Petry, D. Bury, R. Fautz, et.al. Review of data on the dermal penetration of mineral oils and waxes used in cosmetic applications, Toxicology Letters, Volume 280, 2017, Pages 70-78, ISSN 0378-4274, https://doi.org/10.1016/j.toxlet.2017.07.899